Pressebericht vom 06. Januar 1979
Alte Tradition neu belebt
In Hirrlingen wird nach zehn Jahren wieder Theater gespielt
Nach fast zehnjähriger Unterbrechung ist in Hirrlingen die alte Tradition des Theaterspielens wiederbelebt worden. Einer Einladung der Kirchengemeinde zur Aufführung des Stücks “Die Orgelmacher” von Martin Schleker folgten so viele Interessenten, dass die neue Mehrzweckhalle hoffnungslos überfüllt war. Mancher Besucher musste umkehren, es gab einfach keinen Platz mehr. Deshalb wird nun fieberhaft nach einem Termin für die Wiederholung des Schauspiels gesucht.
Als Pfarrer Wendelin Sieß mit strahlendem Gesicht all die Gäste aus den Nachbarorten und der Gemeinde begrüßte, meinte er, man habe ihm schon “anbauen” zugerufen, als er durch die Reihen ging. In der Tat, eintausend sind`s gut gewesen, die aufmerksam dem Geschehen auf der weitflächigen Bühne folgten. Überraschte schon das einmalig schöne Bühnenbild, so staunte man über die jungen Talente, die zum größten Teil erstmals auf der Bühne standen. Die große Theatertradition lebt unter dem Eichenberg weiter und wird mit den idealen Verhältnissen in der neuen Halle eine ungeahnte Entwicklung erfahren.
Schon vor dreißig Jahren, im Jahre 1948, hat der katholische Kirchenchor dieses Stück im “Adlersaal” aufgeführt. Drei Darsteller von damals waren wieder dabei, Ludwig Kurz, sowie Emil Beuter und Maria Beuter. Letztere in derselben Rolle, nur Kurz, der damals die Hauptrolle hatte, überließ diese dem jungen Nachwuchsspieler Anton Beuter, und begnügte sich mit der Torwächterrolle, dem alten Anselm. Anton Beuter, als Johann Martin aber spielte sich zusammen mit Ägidius Schnitzers Tochter Luzia (Katharina Beuter) in die Herzen der Zuschauer. Orgelmacher Ägidius Schnitzer wurde hervorragend von Gemeindeoberinspektor Manfred Hofelich dargestellt. Angenehm aufgefallen sind die Laienspieler, die vor rund zehn Jahren auf der Bühne gestanden haben wie Anton Kurz, Martin Pfeffer, Eugen Hund, Fritz Maier und Rosemarie Pfeiffer. Doch auch der Nachwuchs stand ihnen nicht nach. So hatte Anton Haas den jungen, eifersüchtigen Simon Beer treffend dargestellt. Nicht zu vergessen Anita Dettinger, Sabine Keßler und all die Mädchen, die oft in der stummen Darstellung sich durch ihre gekonnte Gestik auszeichneten.
Sehr beeindruckte auch der Aufmarsch der Zünfte mit Banner, Zunftlade und Blechmusik zum Meistereid. Gut auch Heinrich Wellhäußer mit seiner Gattin in der Rolle des Fürstenpaares, wenn man auch das Gefolge vermisste. Das malerische Bühnenbild der Kleinstadt auf der Alb wurde ergänzt durch die farbenprächtigen Roben der Zeit um 1750. Eine gut funktionierende Übertragungsanlage ließ jedes Wort auch im hinteren Teil der Halle verstehen. Allerdings wäre eine bessere Ausleuchtung im vorderen Teil der Theaterbühne wünschenswert.
Für dieses dreistündige Heimatspiel, dessen Pausen durch eine Besetzung der Musikkapelle Hirrlingen ausgefüllt waren, bedankten sich die Zuschauer mit reichlichem Beifall. Zum Abschluß des gelungenen ersten Theaterabends in der neuen Halle bedankte sich Kirchengemeinderat Albert Keßler im Namen der Kirchengemeinde für den Besuch, aber auch bei den über dreißig Mitwirkenden für ihre guten Leistungen. Unter allen wollte er nur einen Namen nennen, der für das Bühnenbild und die Einstudierung verantwortlich zeichne: Regisseur Ludwig Kurz. Für ihn, der im ersten und vierten Akt sehr viel Humor und Farbe (wahrscheinlich mehr, als im Manuskript stand) brachte, hatte Keßler einen Geschenkkorb parat.
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